Urlaub mit Beatmung und Intensivpflege

Urlaub mit Beatmung

Urlaub mit Beatmung: Lebensfreude kennt keine Grenzen

Es gibt manchmal Begegnungen, die noch lange nachwirken. Zum Einen, weil die Menschen uns berühren. Zum anderen, weil diese Begegnungen uns zeigen, was geht, auch wenn es auf den ersten Blick unmöglich scheint.

Eine dieser Begegnungen ist die mit Amy. Amy ist neun Jahre alt, liebt Wasser, Tiere, Käse und Pepa Pig. Amy ist außerdem seit ihrer Geburt schwer mehrfachbehindert und seit ihrem 3. Lebensjahr auf Beatmung angewiesen. Rund um die Uhr.

Und trotzdem ist sie mit ihrem Pflegeteam und ihrer Mama Cindy im Urlaub auf Mallorca. Ein Urlaub, der für die beiden nicht nur Erholung, sondern auch ein Stück Normalität bedeutet. Und der zeigt: Mit einem guten Team im Rücken, Vertrauen und ein bisschen Mut, kann man Berge versetzen.

Ferien für Amy: Ein Traum wird Wirklichkeit

Urlaub mit Beatmung
Amy mit Irma im Pool
Amy mit ihrem Intensivpflegeteam im Urlaub mit Beatmung
Amy und die Hühner
Amy am Strand
Intensivpflege Team von Elfincare

Die Idee beginnt mit einem Wunsch: Einmal raus aus dem Alltag und mit Amy Urlaub am Meer machen. Sonne spüren. Neues sehen und erleben. Doch wer mit einem intensivpflegebedürftigen Kind lebt, weiß: Schon ein kleiner Ausflug will gut geplant sein. Und dann ein Flug? Ein ganzes Team im Ausland?

Logistisch und finanziell fast undenkbar. Aber nur fast.

Patrick Specht, Geschäftsführer des ambulanten Intensivpflegedienstes Elfincare, kennt Amy und ihr Team gut genug, um zu wissen: Wenn jemand das schaffen kann, dann sie. Und deshalb startet er online eine Spendenaktion und viele Menschen folgen seinem Aufruf.

So wird aus einer Idee Wirklichkeit: Amy kann Ferien machen. Hier bei uns auf Can Agustin!

Eine Familie im Ausnahmezustand

Amys Eltern leben getrennt. Michael ist Heilerziehungspfleger, Cindy arbeitet auf einer Palliativstation. Beide kennen also beide Seiten der Pflege. Sie sagen: „Wir hatten vor Elfincare einen anderen Pflegedienst und da stand bei allem die Sorge im Vordergrund. Heute haben wir tiefes Vertrauen. Wir wissen: Dieses Team kann alles auffangen.“

Ein Satz, der viel aussagt. Denn wer ein Kind hat, das rund um die Uhr intensiv Betreuung braucht, weiß: Vertrauen ist alles. Es klingt so einfach, ist aber das Ergebnis von Jahren der respektvollen Zusammenarbeit und der Erfahrung, dass auch kritische Situationen professionell gemeistert werden.

Intensivpflege Team von Elfincare Das Team von Elfincare begleitet Amy 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag in zwei Schichten à 12 Stunden. Das Team besteht aus insgesamt sieben Frauen von denen eine immer bei Amy ist. Das bedeutet für Cindy: Nie allein sein. Privatsphäre? Kaum möglich.

Und trotzdem haben die Frauen untereinander einen Weg gefunden, der für alle funktioniert: Geben und Nehmen. Und obwohl es eine klare Trennung zwischen Nähe und Distanz gibt, haben sich über die Jahre Freundschaften entwickelt. Sie können untereinander über alles offen sprechen und das schafft viel Transparenz. Das Wichtigste ist aber, dass Amy mit allen gut zurechtkommt, das macht es so besonders. „Wir sind wie eine Familie“, sagt Teamleitung Irma. „Und das spürt man auch im Alltag.“ Das Team pflegt nicht nur, sondern begleitet, trägt, entlastet.

„Ich kann nur deshalb loslassen“, sagt Cindy, „weil ich weiß: Amy ist in besten Händen.“

Der Weg zum Urlaub: Planung, Listen, blanke Nerven

Bevor Amy aber im Pool von Can Agustin plantschen kann und Irma lauthals „Eins, Zwei, Wasser rein…“ singt, hat das Team monatelang akribische Vorbereitungen getroffen.
Irma erzählt, dass sie vorab alle notwendigen Abläufe durchgespielt und sich alle erdenklichen Notfallsituationen ausgemalt haben, um dann gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Definitiv ein Schlüssel in der Vorbereitung.

Auch der intensive Austausch mit Providern wie z. B. Löwenstein Medical, Krankenkasse und Ärzten sowie Tanja von Can Agustin hat geholfen, um vorab Klarheit zu gewinnen. Und zu wissen, wo Kompromisse gemacht werden müssen. Denn es ist klar, dass es im Urlaub nicht genauso läuft, wie zu Hause. Aber da hilft der enorme Pragmatismus des gesamten Teams und die Bereitschaft auch unbequeme Kompromisse in Kauf zu nehmen, um das Ziel „Urlaub für Amy“ zu erreichen.

Von Flugtauglichkeit über Zollpapiere bis hin zur Beatmungstechnik – die Liste ist lang. Das Team hat gelernt: Früh anfangen, gut dokumentieren und lieber einmal mehr nachfragen. Denn Airlines, Zoll und Logistik können knifflig sein.

„Die Informationen kamen kleckerweise. Wir hätten uns eine Checkliste gewünscht, auf der alles steht. So mussten wir immer wieder nachhaken.“

Ein erstes Fazit zeigt: Man sollte beizeiten mit der Planung beginnen. In Amys Fall fiel der Startschuss ziemlich genau 1 Jahr vor dem Urlaub. Dokumente und Informationen sammeln. Situationen durchspielen. Listen anlegen. Ansprechpartner herausfinden. Sich Unterstützung holen. Und vor allen Dingen: Geduld haben und das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Zwischen Bangen und Aufbruch

Urlaub mit Beatmung
Amy im Flugzeug

Trotz aller Vorbereitung bleibt vor allem der Moment des Abflugs emotional. Denn bis kurz vor der Reise ist nicht klar, ob Amy auch wirklich die notwendige Flugtauglichkeitsbescheinigung bekommt. Gesundheitliche Probleme und ein ungeplanter Krankenhausaufenthalt drohen auf den letzten Metern noch alles zunichte zu machen. Doch dann die Erleichterung: Der Arzt schreibt Amy flugtauglich. Es kann losgehen!

Cindy erzählt, sie habe Angst gehabt um die Gesundheit ihrer Tochter. Und es trotzdem wagen wollen. „Ich habe mir gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann? Amy liebt Neues. Ich wollte ihr einfach so viel Lebensfreude schenken, wie es nur geht.“

Und vielleicht ist genau das das größte Learning: Mut lohnt sich. Perfekte Sicherheit gibt es nicht. Aber mit guter Vorbereitung und einem starken Team kann man Vieles möglich machen.

Die ersten Tage: Ankommen und Aufatmen

Amy und die HühnerAuf Can Agustin zeigt sich, was Urlaub bedeuten kann, auch – oder gerade – mit einem behinderten Kind. Hier kann Amy einfach Amy sein.

Zwei Stunden Pool? Kein Problem, sie würde am liebsten direkt wieder rein. Marktbesuch in Cala Ratjada, Käse probieren, Tiere streicheln, Reiten auf Balu, Sonne tanken – das Team gestaltet den Urlaub abwechslungsreich mit Herz, Humor und Pragmatismus. Denn natürlich: Es gibt viel zu organisieren. Aber mit guter Aufteilung und Teamgeist geht fast alles. Und der schönste Dank dafür ist, zu sehen, wie viel Freude Amy hat.

„Man spürt sofort, wie gut ihr das tut. Das ist kein Ausnahmezustand, das ist Leben!“

Cindy und Amy etablieren ihre ganz eigene Morgenroutine. Jeden Tag eine kleine Hofrunde: Eier bei den Hühnern suchen, die Schweine begrüßen, Ziegen streicheln. Amy liebt Tiere. Besonders die Schweine haben es ihr angetan, vielleicht wegen „Pepa Pig“.

Amy mit Irma im PoolDoch das Highlight ist und bleibt der Pool. Dagegen kann auch das Meer nicht gewinnen, denn Salz, Wellen und Sand sind nicht so Amys Ding und auch dem Team fällt es leichter, ihr im Pool gerecht zu werden. „Sand scheuert und es gibt auch nicht überall die Möglichkeit den Rollstuhl und auch Amy mit Süßwasser abzuspülen“, sagt Dominika. Im Pool hingegen kann Amy so richtig relaxen, sich vom Wasser und der Poolnudel tragen lassen. Der Beatmungsschlauch lässt genug Bewegungsspielraum und einer vom Team passt am Beckenrand auf das tragbare Beatmungsgerät auf. Irma ist die weltbeste Animateurin. 3 Wochen lang hören wir tagein tagaus „Eins, Zwei, Wasser rein…“ und wissen: Amy ist im Pool!

Wenn Alltag auf Urlaub trifft: Improvisation mit Herz und Verstand

Doch auch im Urlaub läuft der Alltag weiter: Pflege, Beatmung, Stehtraining. Dokumentation und Medikamentengabe. Selbstversorgung. Kochen, waschen, einkaufen. Auto fahren. All das gehört dazu. Für Irma und ihr Team gehört das Planen, Vorbereiten und Improvisieren allerdings längst zum Alltag. Trotzdem ist ein Aufenthalt auf Can Agustin eben nicht einfach „wie zu Hause“.

Zu Hause etwa gibt es einen Deckenlifter, der das Heben und Lagern von Amy erleichtert. Auf Can Agustin kommt dagegen ein mobiler Lifter zum Einsatz. Das braucht mehr Umsicht und etwas Übung, ist aber gut machbar. Auch das elektrische Bett funktioniert anders, bietet aber alles Nötige. Für den Infusionsständer hat das Team von zu Hause alle notwendigen Halterungen mitgebracht und ist damit ebenfalls gut vorbereitet.

Aber natürlich tauchen auch Überraschungen auf. Etwa, dass der Filter der Beatmungsmaschine im staubigen Inselklima viel schneller voll ist als zu Hause. Oder dass Amy in der Ferienwohnung mit dem Lifter nicht unter die Dusche passt. Doch das Team nimmt’s mit Humor: „Dann duschen wir sie eben am Pool, notfalls mit Schaumparty“, witzelt Irma.

Amy mit ihrem Intensivpflegeteam im Urlaub mit BeatmungDass solche Lösungen funktionieren, liegt vor allem an der Vorbereitung. Schon vor der Anreise gab es eine Videobegehung mit Tanja, bei der besprochen wurde, welche Möbel im Zimmer Platz machen sollten und wie die Abläufe am besten organisiert werden können. Der begehbare Kleiderschrank wird kurzerhand zum Materiallager, drei Pakete mit Sondennahrung und Zubehör gingen voraus nach Mallorca. „Wir haben uns einfach vorgestellt, wie wir uns vor Ort organisieren“, sagt Irma. „Und es dann so umgesetzt.“

Diese Leichtigkeit kommt nicht von selbst. Sie entsteht, weil das Team eingespielt ist. Weil jeder Handgriff sitzt. Und weil die Einstellung stimmt.

Vertrauen statt Kontrolle. Humor statt Drama. Lösungen statt Probleme.

Denn anstatt sich in Problemen zu verlieren, wird auf Can Agustin ausprobiert, angepasst und umgesetzt, was funktioniert. „Wir ziehen das volle Programm durch – nur halt anders“, fasst Dominika zusammen. Und so wird beispielsweise aus Training im Stehtrainer einfach täglicher Bettkantensport. Weil am Ende nicht zählt, ob etwas genau so ist wie daheim, sondern dass es funktioniert, Freude macht und für alle Beteiligten gut ist.

Irma achtet darauf, dass niemand ausbrennt. „Wenn jemand erschöpft ist, ordne ich frei an“, sagt sie. „Wir tragen Verantwortung füreinander.“

Pflege mit Herz, Haltung und Humor

Elfincare ist offensichtlich kein gewöhnlicher Intensiv Pflegedienst und dieses Team kein gewöhnliches Team. Das wird uns von Can Agustin spätestens im Gespräch mit Irma, Dominika und Cindy klar. Es ist die Haltung, die den Unterschied macht.

Wir dürfen erfahren, dass jedes Jahr Zufriedenheitsumfragen durchgeführt werden. Teamleitungen achten aktiv auf Burnout-Prophylaxe. Es werden gemeinsam Lösungen für Probleme gesucht. Es gibt Raum für Gespräche, für persönliche Bedürfnisse, für Entwicklung. Das Team arbeitet nicht im Akkord. Es gibt nur einen Patienten, eine Aufgabe, volle Konzentration. Zeit, zuzuhören und da zu sein.

Dominika, die früher in der Altenpflege gearbeitet hat, sagt: „In der 1:1-Pflege kannst du wirklich noch Mensch sein. Es gibt kein Durchhetzen, keinen Stress. Das macht den Unterschied.“
Und diese Haltung überträgt sich auf alles: die Stimmung im Team, die Ruhe im Umgang mit Amy und das Vertrauen der Familie.

Wie wir von Can Agustin diesen Urlaub erlebt haben

Wir wiederholen uns gern: Für uns ist dieser Aufenthalt sehr besonders und wirkt nach.

Amy auf BaluCan Agustin ist ein Inklusionsprojekt und wir erleben hier natürlich viele Gäste mit besonderen Bedürfnissen. Unsere Finca ist bewusst barrierearm gestaltet, mit Raum für Begegnung und Rückzug, Tiere und Natur. Wir sind offen für Menschen, die das Leben in all seinen Facetten mitbringen. Inklusion heißt für uns nicht nur Zugang, sondern Zugehörigkeit. Und Amy und ihr Team sind mitten im Leben, genauso, wie es sein soll.

Sie haben uns gezeigt, dass Intensivpflege nicht Schwere bedeuten muss, sondern auch Lebensfreude heißen kann. Das hat uns berührt und sicher auch etwas in uns verändert.
Amys Team hat uns nachhaltig beeindruckt. Durch ihre Professionalität, ihre Herzlichkeit und sehr viel Humor. Durch ihren Pragmatismus und lösungsorientiertes Denken. Durch den immer präsenten Optimismus. Und vor allem durch ihren unerschütterlichen Willen Amy und ihrer Mama einen tollen Urlaub zu ermöglichen.

Denn es ist klar, dass ein gemeinsamer Urlaub mit Amy für das Team kein Urlaub ist. Der Dienst endet nicht nach 12 Stunden und man geht nach Hause. Urlaub mit Amy bedeutet, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse weit hintenanzustellen. Sich selbst zurückzunehmen und sich stattdessen für ein gemeinsames Ziel einzusetzen.

Etwas, das in der heutigen Zeit leider schon fast Seltenheitswert hat.

Fazit: Ein Urlaub, der nachklingt und Mut macht

Amy mit Mama CindyWer Amy in diesen Tagen im Pool lachen sieht, dem ist sofort klar: Dieser Urlaub ist kein Luxus, sondern Lebensqualität. Ein Stück Normalität in einem besonderen und sicher oftmals herausfordernden Alltag.

Dieser Urlaub zeigt, dass auch mit Beatmung und 24 h-Intensivpflege eine Atmosphäre entstehen kann, in der alle mal Durchatmen können – im wahrsten Sinne des Wortes.

Und dieser Urlaub soll anderen Mut machen. Zeigen, dass sich die Entscheidung, es zu wagen, am Ende auszahlt.

Es ist verständlich und nur natürlich, dass es nicht leicht fällt die gewohnte Umgebung und die vertrauten Abläufe zu verlassen. Wichtig ist aber auch, sich klar zu machen: Ich kann nicht alles kontrollieren. Auch zu Hause nicht. Wenn man das verinnerlicht, kann man sich bis zu einem gewissen Punkt auch entspannen. Und wenn man dazu ein Team hat, auf das man sich 100% verlassen kann, dann ist der Gewinn auf der Haben Seite nach einem solchen Urlaub sicherlich größer, als das was man an Unannehmlichkeiten und Kompromissen in Kauf nehmen muss.

Und vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis:

Nicht alles ist einfach. Aber vieles ist möglich.

 


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